PROJEKTREPORTAGE

Unternehmenszentrale, Hamburg

Merkmal der Nordfassade zum Brooktorhafen ist der großzügige „Stadtbalkon“, eine dreigeschossige Öffnung, die das innere Atrium nach außen an den Stadtraum bindet.

Das Fenster zur Stadt

  • Autor: Jochen Paul
  • Fotos: HG Esch, Udo Hesse

Baufeld 65 war 2012 nicht nur eines der letzten freien Areale, sondern auch exponiert gelegen wie kaum ein anderes in der HafenCity Hamburg: Das 75 Meter lange und 41 Meter tiefe Grundstück an der Kreuzung Shanghaiallee und Koreastraße grenzt im Süden an den denkmalgeschützten Hildebrandtblock und den Lohsepark. Nur 150 Meter westlich liegt das Internationale Maritime Museum Hamburg. Prominentester Nachbar ist auf der gegenüberliegenden Seite des Ericusgrabens die SPIEGEL-Gruppe, die im Jahr zuvor aus ihrem Hochhaus in das neue Verlagsgebäude gezogen war.

Weil dem Bauherrn, einem 1947 gegründeten, in den Bereichen Energieversorgung, -handel und -logistik tätigen Hamburger Familienunternehmen, seine alten Räumlichkeiten in der Admiralitätsstraße seit Langem zu beengt waren, wollte er in der HafenCity „ein hochwertiges Büro- und Geschäftshaus“ errichten. Dieses sollte maximal 18.000 Quadratmeter oberirdischer Bruttogeschossfläche für seine perspektivisch ca. 700 Mitarbeiter bieten. Dafür lobte er einen eingeladenen Realisierungswettbewerb 2012 nach der Richtlinie für Planungswettbewerbe aus, den das Berliner Büro Gewers Pudewill gegen Max Dudler, ebenfalls Berlin (2. Preis), und AllesWirdGut Architektur aus Wien (3. Preis) für sich entscheiden konnte. Der Jury unter dem Vorsitz von Prof. Bernhard Winking imponierten vor allem die städtebaulichen Qualitäten des Siegerentwurfs: Sein Volumen nimmt geschickt die Baufluchten der Umgebung auf, seine Höhenentwicklung reagiert feinfühlig auf den Stadtraum. Ein gut proportionierter, überzeugender Baukörper, der mit seiner Lochfassade, den dreigeteilten liegenden Fenstern und den einseitig angeschrägten Laibungen mit hanseatischer Zurückhaltung selbstbewusst einen eigenen Akzent setzt.

Georg Gewers (links) und Henry Pudewill

 

Blick auf die Südfassade: Der Haupteingang auf der Koreastraße ist geschosshoch verglast, aus der Mittelachse versetzt und asymmetrisch in das Gebäude eingeschnitten.

Der Haupteingang auf der zur Koreastraße orientierten Südfassade ist geschosshoch verglast, aus der Mittelachse versetzt und asymmetrisch in das Gebäude eingeschnitten. Prägendes Merkmal der Nordfassade zum Brooktorhafen dagegen ist der großzügige „Stadtbalkon“, eine dreigeschossige Öffnung, die das innere Atrium auf der Höhe des zweiten bis vierten Obergeschosses nach außen an den Stadtraum anbindet. Das architektonische Pendant zu dem von Henning Larsen Architects errichteten SPIEGEL-Haus verleiht den nach innen orientierten Bürozonen zusätzliche Qualität: Es bietet den Mitarbeitern eine Terrasse mit privilegiertem Blick auf die historische Speicherstadt. Ebenfalls Bezug zum SPIEGEL-Haus nimmt das siebte Obergeschoss, das als subtil modelliertes Staffelgeschoss nach Nordosten einen städtebaulich-dramaturgischen Hochpunkt formuliert. Eine weitere Besonderheit des Neubaus ist der Außenaufzug, der bis zu 20 Personen direkt als Schiffsanleger im Brooktorhafen eingesetzt werden kann.

Die nach innen orientierten Bürozonen werden durch das Privileg einer Terrasse mit Blick auf die historische Speicherstadt aufgewertet.

Während das architektonische Gestaltungskonzept das Gebäude nach außen, dem Fassadenmaterial Backstein entsprechend, massiv und monolithisch in Erscheinung treten lässt, stehen dieser Haltung im Inneren Leichtigkeit, Transparenz und eine Vielzahl von Blickachsen und Sichtverbindungen entgegen. Der im Salz-Kohlebrandverfahren hergestellte, im „wilden Verband“
gemauerte gräulich rote Backstein ist eine Referenz an Fritz Högers Chilehaus. Zentraler Gedanke von Gewers Pudewill war die Aufeinanderfolge und Verschmelzung von Innen- und Außenräumen, in deren Zentrum neben dem „Stadtbalkon“ vor allem das mit einer hellen Metallfassade ausgekleidete Atrium und das zweigeschossige Foyer stehen. Letzteres wird über große Glasfacettendächer natürlich belichtet, und eine skulpturale, mehrfach gewendelte Stahltreppe bildet das innenarchitektonische Highlight.

Die weiße Stahltreppe im Foyer ist mehrfach gewendelt und bildet das innenarchitektonische Highlight.

Um die Vielfalt des Unternehmens – die Firmengruppe ist weltweit in 36 Ländern vertreten und beschäftigte Ende 2016 über 8.000 Mitarbeiter – im Gebäude abzubilden, gestalteten Gewers
Pudewill jede Teeküche individuell und mit „internationalem Flair“: Dabei reicht das Spektrum vom 1950er-Jahre-American-Diner bis zur Almhütte. Nur die Grohe Armaturen der Serie
Concetto sind Bestandteil jeder Küche.

Das Restaurant mit Außenterrasse im Erdgeschoss.

Das Mitarbeiterrestaurant mit Außenterrasse, das Bistro im zweiten Obergeschoss, ein Kinderbetreuungsraum, unterschiedliche Thinktanks und Konferenzzonen bilden in Vielfalt
und Qualität den Anspruch des Unternehmens ab. Dieser wird durch den Fitnessbereich im siebten Obergeschoss, der mit der „Rainshower Cosmopolitan“ Kopfbrause und der „Essence“- Einhandbrausebatterie von Grohe ausgestattet wurde und das Umweltzeichen in Gold nach den Kriterien des „Nachhaltigen Bauens in der HafenCity“ erhielt, nur noch deutlicher erkennbar.

 

Die Küchenarmatur GROHE Concetto SuperSteel bietet anspruchsvolles Design und praktische Handhabung.

Gewers Pudewill

Gewers Pudewill GmbH
Schlesische Straße 27
10997 Berlin
www.gewers-pudewill.com

Georg Gewers und Henry Pudewill gründeten 2008 in Berlin das Architekturbüro Gewers Pudewill. Beide Partner blicken auf eine über 20-jährige Erfahrung in renommierten Büros mit hochkarätigen Bauherrn und internationalen Projekten zurück. Georg Gewers begann seine berufliche Laufbahn 1990 bei Sir Norman Foster in London, während Henry Pudewill 15 Jahre als Partner bei Henn Architekten in München, Berlin und im Ausland tätig war. Viele Projekte, für die sie verantwortlich waren, wurden prämiert und preisgekrönt.

Projekte (Auswahl)

2016 Markenhochhaus Volkswagen AG, Wolfsburg
2016 Erweiterung Porsche Kundenzentrum, Leipzig
2016 Columbiadamm – Wohngebäude mit angeschlossenem Gewerbebau, Berlin
2013 Zentrale Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland, Berlin
2013 Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS, Hermsdorf

Produktinformationen

Die Küchenarmatur GROHE Concetto SuperSteel bietet anspruchsvolles Design und praktische Handhabung.

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